Waldmössingen

Waldmössingen liegt zwischen dem Schwarzwald und dem oberen Neckar. Eingebettet in das Heimbachtal hat sich die ehemalig selbstständige Gemeinde 1971 entschlossen der Eingemeindung nach Schramberg zuzustimmen.
Seit der Eingemeindung hat sich die Entwicklung vom landwirtschaftlich geprägten Charakter des Dorfes zum Industrie- und Wohnort verstärkt.
Die Einwohnerzahl hat sich auf 2200 Einwohner verdoppelt und Landwirtschaft besitzt nun eine untergeordnete Rolle.
Im Blickpunkt steht auch der Windpark auf dem Hummelbühl, einer der ersten in der Region.

Der von Waldmössinger Bürgern restaurierte Römerturm ist ein beliebtes Fotomotiv mit einem schönen Blick in die Schwarzwaldvorebene .
Einen interessanten Einblick in die jüngere Geschichte bietet auch die Oberamtsbeschreibung von der folgende Auszüge stammen.

Waldmössingen

aus der „Beschreibung des Oberamts Oberndorf“ von 1868

Mitten auf der zwischen dem Neckar- und dem Schiltachthale sich erhebenden Hochfläche, in der ganz flachen Einsenkung des hier beginnenden Heimbachthales, liegt freundlich und gesund der sehr große schöne Ort, getheilt in drei Gruppen, in das eigentliche Dorf, südlich davon in den „Schlierbach“, und nordwestlich davon in „über der Bruck“. Die meist stattlichen Bauernhäuser, oft eigentliche Holzhäuser, haben schon den Schwarzwaldcharakter, sind theilweise noch mit weit vorstoßenden Schindel- oder Strohdächern gedeckt und an der Wetterseite verschindelt; sie liegen weit zerstreut und ganz unregelmäßig an den gewundenen, bald engen, bald breiten, reinlichen chaussirten und gekandelten Straßen. Fast rings um den Ort dehnen sich freundliche Wiesenflächen aus und ziehen sich zwischen den Häusern bis an die Straßen hinein. Hohe, neben den Wohnungen stehende Waldbäume trifft man hier weniger, als in anderen Dörfern der Umgegend. Eine schöne Fernsicht in das badische Land und an den Kniebis hat man von den „Kirschenen“ aus; Erdfälle kommen im Bühlerwald und im Heiligenhölzle vor.

Im dreißigjährigen Kriege wurde 1636 der ganze Ort niedergebrannt.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 51 Pumpbrunnen und 5 Schöpfbrunnen; der Heimbach entspringt hart am Ort, an der Straße nach Schramberg; eine andere Quelle findet sich südöstlich am Ort auf den Regenwiesen und läuft im Ort in den Heimbach; eine dritte Quelle, Egelsee genannt, entspringt gegen Heiligenbronn zu und fließt in die Eschach. Nördlich vom Ort lag früher ein 20 Jauchert großer Weiher, der noch von den Grafen von Zimmern trocken gelegt und in Wiesengrund verwandelt wurde; dieses sogenannte Weihergut wurde schon 1665 von der Bürgerschaft erkauft und 1802 zu gleichen Theilen unter dieselbe vertheilt.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht. Aus den südlich auf der Markung gelegenen Muschelkalksteinbrüchen werden die Steine auch auswärts abgesetzt; ferner wird aus den nördlich vom Orte befindlichen Gipsgruben die Erde in die Steingutfabrik von Faist in Schramberg geführt. Bis zum Jahr 1770 wurde westlich vom Ort zunächst der Landstraße Eisenerz für das Schmelz- und Hammerwerk in Schramberg gegraben.

Das Klima ist, wie auf der ganzen Hochebene, etwas rauh, die Luft gesund, frisch, meist bewegt, öfters stürmisch. Schädliche Frühlingsfröste kommen nicht selten, Hagelschlag weniger vor; der letzte von Bedeutung war im Jahr 1843. Die Landwirthschaft wird mit großem Fleiß umsichtig getrieben und namentlich auf einen ausgedehnten Futterkräuterbau sehr Rücksicht genommen. Außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln sucht man auch mittelst Hallerde, Gips, Kompost und Asche dem Boden nachzuhelfen. Von verbesserten Ackergeräthen ist der Hohenheimer- und der Brabanter Pflug allgemein, auch die eiserne Egge und die Walze haben Eingang gefunden; eine Dreschmaschine ist vorhanden. Zum Anbau kommen außer den gewöhnlichen Cerealien Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblätteriger Klee, gelber Klee, sog. Cedernklee, Luzerne, Esparsette), Wicken, Rüben, wenig Reps und Hanf, dagegen sehr viel Flachs, aus dem schon über den eigenen Bedarf 10–12.000 fl. jährlich erlöst wurde. Von den Getreideerzeugnissen können jährlich etwa 500 Scheffel Dinkel und 100 Scheffel Haber nach außen verkauft werden.

Der ausgedehnte Wiesenbau liefert reichlich gutes Futter, von dem ein Theil verkauft wird.

Die im Zunehmen begriffene Obstzucht wird, soweit es die klimatischen Verhältnisse erlauben, ziemlich gut getrieben; man zieht hauptsächlich spätblühende Mostsorten und Zwetschgen. Der Obstertrag reicht auch in günstigen Jahren nicht für das örtliche Bedürfniß, daher noch ziemlich viel Obst aus dem Badischen zugekauft werden muß. Auf der Markung befindet sich eine Baumschule für den Oberamtsbezirk und überdieß ist im Ort eine Gemeindebaumschule angelegt; auch hat die Gemeinde einen besondern Baumwart aufgestellt.

Was die Spuren aus grauer Vorzeit betrifft, so gehört die 1/8 Stunde nordöstlich vom Ort gelegene Burghalde zu den interessantesten Punkten des Bezirks; hier stand auf einem Terrainvorsprung ein römisches Kastell, von dem nach allen Richtungen Römerstraßen ausgehen, oder vielmehr sich hier kreuzen, und zwar die von Rottweil über Dunningen herkommende, nach Dornhan etc. führende römische Consularstraße; von ihr geht 1/4 Stunde nordöstlich vom Ort eine Römerstraße nach Hochmössingen etc. ab; eine weitere kommt von Epfendorf her, kreuzt auf der Burghalde die Consularstraße und führt zu der römischen Niederlassung auf dem Schänzle bei Röthenberg und endlich scheint eine römische Straße von Sulgau her zu dem römischen Kastell bei Waldmössingen geführt zu haben, so daß hier 5, beziehungsweise 6 Römerstraßen zusammen laufen. Die Straßen haben durchaus eine gerade Führung, zeigen häufig noch das Pflaster und Spuren ihrer ursprünglichen dammartigen Anlage. Auf der Stelle des abgegangenen Kastells wurden schon öfters Grundmauern römischer Gebäude, römische Ziegel, Münzen, Gefässefragmente, worunter von Siegelerde etc. aufgefunden und zunächst dabei ist man an dem sog. Ziegelsteigle auf einen römischen Kalk- und Töpferofen gestoßen. Außer diesem römischen Wohnplatz auf der Burghalde stand noch ein zweiter ganz nahe (westlich) von Waldmössingen auf der Flur „Weiler“, einem theils von natürlichen, theils künstlich angelegten Gräben umgebenen ziemlich großen Ackerland; auch hier werden römische Grundmauern, Ziegel, Bruchstücke von Gefässen etc. gefunden.
Der Eselgeist und ein Geist am Seedorfer Weg führen die Leute irre. Ein gleiches geschieht im Heiligenhölzle; auch bei der Großheck erscheint den Leuten öfters ein Geist, weiß gekleidet.

Östlich am Ort, nahe bei der Kirche, wird eine terrassenförmig angelegte Stelle die „Burg“ genannt, hier soll die Burg der Waltmann von Messingen gestanden sein; auch bestand im Dorf eine Klause (kleines Frauenkloster).

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